maximalfantasie

September 02, 2006

Österreich nach Natascha

>>NATASCHA<< - 9 Seiten steht auf kleinen gelben Plakaten an den Trafiken, mehr muss die Kronen-Zeitung nicht dazuschreiben, jeder weiss was gemeint ist. Die Ereignisse überschlagen sich: Natascha sei attraktiv***, heisst es seit Stunden in den Nachrichten des ORF, gestern Sondersendung, heute Sondersendung, niemand will etwas versäumen was Natascha angeht. Fast in den Hintergrund gedrängt Täter Wolfgang P. [44 und tot]. Im Gegensatz zu den Opfern von Verbrechen werden Täter in den Medien geschützt: Keine volle Namensnennung bevor nicht letztinstanzlich verurteilt. Und das kann viele Jahre dauern. Oder eben tot wie Wolfgang P., der Nachname ist dann auch gleich gefallen. Der Autohändler war der erste Namensnenner. In Österreich muss man Angst haben, Opfer eines Verbrechens zu werden: Zunächst wird man Opfer des Verbrechens an sich und dann Opfer der Medien. Sogar Zeuge eines Verbrechens zu werden ist unangenehm und man findet sich mit Vor- und Zuname und Foto in der Zeitung und nicht nur in der Krone. Kein Wunder, dass so viele wegschauen wenn etwas passiert. Das gleiche wenn man einen Unfall erleidet: Reporter drängen sich ins Krankenhaus und machen "Glück gehabt"- Fotos oder eben "der/die Arme"- Fotos, je nachdem. Volle Namensnennung auch bei Polizisten. Was in anderen Ländern wohl als unprofessionell gilt, ist in Österreich Standard. Die junge Polizistin die aussieht wie Frau Stürmer, Vertrauenspolizistin für Natascha: VOLLE NAMENSNENNUNG. Damit man sich die Adresse aus dem Herold holen kann und auf zum Interview. So kann man auch Innenministerin werden. Damit man sich die Adresse aus dem Herold holen kann und dann wird man als Reporter direkt zu Natascha geleitet. Die ersten Fotos. Und vielleicht das erste Interview wenn man Glück hat. Doch soweit wird es nicht kommen, das erste Interview macht sicher VERA und das schneller als wir uns das jetzt noch vorstellen können. Noch vor Oktober wird Natascha hinter einem Vorhang sitzen, wir werden nur den Schatten Nataschas sehen. Das dient dem Persönlichkeitsschutz, wird VERA sagen und das Publikum im Studio wird applaudieren ob ihrer Einfühlsamkeit. Jede Wette!

P.S. Dieser Text entstand bereits 1-2 Tage nach dem Auftauchen der jungen Frau. Seither dreht sich die Welt weiter [um Natascha der das hoffentlich nicht zu Kopf steigt - wird es aber, spätestens nach dem ersten Outing im TV]. Die junge Polizistin die aussieht wie Frau Stürmer ist glauben wir bereits suspendiert. Max Friedrich ist um fünfzig Euro ärmer aber um eine Erfahrung reicher. Nur welche? Fluchthelfer der Natascha ist angeblich ein "IT-Angestellter", der für eine Wohnungssuche das Firmentelefon benutzt haben soll und WOLFGANG P. derart ins Gespräch verwickelt haben soll, dass Natascha während des Staubsaugens abhauen konnte.