maximalfantasie

November 04, 2006

Wie indiskret darf muss soll Internetjournalismus sein?

Das Internet ist ein indiskretes Medium. Täglich werden Informationen unterschiedlichster Art online gestellt und für fast jedes Thema gibt es eine mehr oder weniger interessierte Öffentlichkeit. Je persönlicher, je indiskreter die Art der Darstellung, desto grösser scheint das damit verbundene Mass an Aufmerksamkeit. So scheint es jedenfalls zu sein. Der Übergang vom persönlichen BLOG zu dem, was man früher Journalismus nannte ist fliessend, jeder kann Nachrichten verbreiten und kommentieren, kann es mit persönlichem vermischen oder verknüpfen, nach Belieben und Google sorgt dafür, dass wer die richtigen Stichworten eingibt, Minuten später zum entsprechenden Ergebnis geführt wird. Das geht bis hin zu absichtlich verbreiteten Falschmeldungen, aber das ist eine eigene Geschichte.

Beispiel einer Eintragung zu einem persönlichen BLOG:

Gestern waren wir mit V. und R. mongolisch essen. Es hat ganz gut geschmeckt. Man zahlt eine Pauschale von € 19 und kann essen, soviel man will. Gut wenn man hungrig ist. Wir hatten einen Tisch gleich neben dem Lift, war vielleicht nicht gerade der beste Tisch, doch immerhin. Was allerdings Butterfisch und Sepia mit der Steppe Mongoliens zu tun ham, ist mir immer noch ein Rätsel.

Indiskreter wird es, wenn ich statt V. und R. die Namen nenne, wenn ich auch ganz nebenbei erwähne, dass zwei Tische weiter drei lokale Polizeijuristen auf ähnliche Art und Weise den Abend verbrachten, zusammen mit einem Lokalpolitiker der ÖVP etwa, der dann auch namentlich genannt werden könnte; dort beginnt Indiskretion.

Es gibt Seiten, die wollen nicht BLOG sein, sondern haben den Anspruch, Journalismus zu betreiben, ein schönes Beispiel ist das hier, Maxfanta hat darüber schon einmal eine Bemerkung fallen lassen, wenn ich mich nicht irre. Da heisst es dann etwa: Eines bleibt besser: Man ergreift Partei. Die Wahrheit ist zumutbar. Die Autorität liegt allein bei der Kraft und Intelligenz der denkenden Autoren und nicht bei Höflichkeiten, Riutalen und gesellschaftlichen Phrasen. Am Ende wir diese Seite ein dauerhaftes "Wikipedia" zum österreichischen Justiz- und Polizeiwesen. Die Seite wird bis 2016 betrieben. Dann wird sie eingestellt. Sicher ist, dass solche "Journale" (gerade noch?) gefehlt haben, dass sie jedenfalls Öffentlichkeit in einer Weise herstellen, die wir so noch nicht kannten. Indiskretion schafft Aufmerksamkeit, also muss wer erfolgreich sein will, indiskret sein. Das führt in unserem Beispiel dazu, dass es mitunter gefährlich sein kann, an den den Herausgeber Herrn Oswald ein Email zu schreiben, denn plötzlich gefällt es ihm, die Emails zu veröffentlich (31.10.2006) und ob er vorher um Zustimmung angefragt hat wissen wir nicht. Oder ein Befragungsvideo (STICHWORT MAX FRIEDRICH) gelangt in die Hände des Seitenbetreibers. Und was passiert? Fotos aus dem Video werden ins Netz gestellt, ob es der Neunjährigen passt oder nicht (November 2006) und ob das überhaupt legal ist wissen wir auch nicht, viel Arbeit kommt damit auf Medienrechtler zu, denn es ist nicht anzunehmen, dass sich alle alles gefallen lassen in Zeiten wo Namensnennung Diffamie sein kann.

Nachtrag: Jetzt sind doch noch schwarze Balken auf den Video-Stills angebracht worden.