Geht man davon aus,
Langeweile sei eben nicht, -wie oft behauptet- ein subjektiv empfundener
Zustand sondern im Gegenteil
ein objektiver und somit objektivierbarer, so stellt sich fast zwangsläufig die Frage nach der
Messbarkeit von Langeweile. Können Menschen, Situationen, Dinge [und damit auch ganze Landstriche, Orte, Städte] objektiv langweiliger sein als andere? Vor allem aber: Wie misst man Langweile?
Das Langweiligste überhaupt?Behauptung: Bewohner von langweiligen Städten wenden mehr Zeit für
langweilige Tätigkeiten auf als Bewohner nichtlangweiliger Städte. Um also herauszufinden, welche Stadt, welcher Ort besonders langweilig ist, muss also nur eine besonders langweilige Tätigkeit benannt und entsprechend quantifiziert werden. Das klingt in der Theorie einleuchtend, scheitert in der Praxis jedoch in der Regel an der Frage der Quantifizierbarkeit. Denn zu welcher langweiligen Tätigkeiten gibt es ausreichend statistisches Material?
Ein Korrespondent von
Maximalfantasie brachte uns zufällig auf richtige Spur: Er sei, so sagte er, nach zweijähriger Pause bei
Eurobilltracker auf Rang 7745 zurückgefallen und selbst in Österreich, wo er schon einmal in den Top30 gewesen sei, nicht mehr unter den Top300.
Eurobilltracker
Eurobilltracker fordert seine User dazu auf, die Codes von Euro-Geldscheinen zu registrieren. Insgesamt wurden bis dato bereits mehr als 24,000.000 Geldscheine mit einem Gesamtwert von mehr als € 500.000.000 registriert. Momentan hält man bei 88.356 Treffern. Treffer bedeutet, dass ein registrierter Schein ein weiteres Mal von einem anderen User registriert wird.
Das registrieren von Geldscheinen ist eine langweilige Tätigkeit. Wer dafür Zeit hat, dem ist
wirklich langweilig. Die Tätigkeit ist quantifizierbar, Eurobilltracker kann mit umfangreichen Statistiken aufwarten.
Die langweiligste Stadt Europas?
Dass man in
Nürnberg hervorragend mongolisch Essen kann, haben wir bereits mehrfach berichtet. Was wir noch nicht wussten:
Nürnberg scheint
auch die langweiligste Stadt in Europa zu sein. Mehr als 573.000 Geldscheine wurden dort bereits registriert und das ist Rang 1, klar vor dem sehr viel grösseren
Helsinki (524.000) und
Tampere (460.000). Berücksichtig man die Einwohnerzahl, so könnte freilich auch
Tampere als die langweiligste Stadt Europas gelten. Auf Platz 4 ist
Wien mit 324.000 und damit unter den Metropolen vermutlich die langweiligste. Extrem langweilig jedenfalls auch das kleine
Oosterhout (HOL) auf Platz 5 mit 339.000, noch vor
Lissabon (318.000) und
Berlin (284.000). In Anbetracht seiner Einwohnerzahl ist
Berlin wohl nicht besonders langweilig, aber jedenfalls doch langweiliger
als
Rom (Platz 9),
Brüssel (25.),
Amsterdam (27.) und
Paris (28.). Extrem langweilig sind die Städte
Groningen (Rang 9)
und vor allem das kleine
Anjalankovski (FIN) mit Rang 10. Aufregend ist das Leben in
Madrid: Die spanische Hauptstadt liegt nur auf Rang 39, hinter
dem holländischen
Leiden und knapp vor
Landsberg am Lech (D); diese beiden müssen nun wieder besonders langweilig sein. Das Gegenteil von langweilig sind mit Sicherheit
Athen (Rang 119),
Palermo (121),
Essen (182),
Genua (366),
Padua (600).
Das österreichische Ranking wird von
Wien angeführt (Rang 4 in Europa) und das ist eigentlich natürlich.
Auf Rang 2
Graz (Europa 59.) und auch das könnte man von der Einwohnerzahl so erwarten. Interessant sind die Abweichungen: Auf 3 ist
Salzburg (Europa 65.) und damit ist
Salzburg sicher langweiliger als
Linz (Rang 5 in Ö = Rang 154 in Europa). Besonders langweilig in Österreich sind:
Judenburg (Rang 4 in Ö = Rang 130 in Europa),
Mariazell (6./178.),
Stockerau (8.,228.),
Seiersberg (10.,334.).